Rechnungshofbericht zur psychiatrischen Versorgung in oö. Spitälern: Bericht ist wertvoller Baustein zur Verbesserung der Versorgung – Akutbehandlung ist unmittelbar gewährleistet
Gesundheits-Landesrätin LH-Stellvertreterin Mag.a Christine Haberlander: „Die Herausforderung der Zunahme psychischer Erkrankungen erfordert gemeinsame Anstrengungen der gesamten Gesellschaft. Durch gebündelte Kräfte und Zusammenarbeit über alle Bereiche hinweg können wir nachhaltige Lösungen finden und die Gesundheit der Menschen stärken.“
Außer Frage stehe, dass die aktuellen Krisen immer mehr Menschen psychisch zu schaffen machen. Gerade bei den psychischen Erkrankungen liegen aber viele Risiko- und Einflussfaktoren im sozialen und gesellschaftlichen Umfeld. Der Bericht zeigt ganz klar auf, dass psychische Erkrankungen, ausgelöst durch diverse Krisen wie Corona, Ukraine-Krieg, dem Druck der sozialen Medien oder wirtschaftlich schwierigen Zeiten mit großer Teuerung zunehmen und dass diese Zunahme eine große Herausforderung für die Gesellschaft ist. „Die Herausforderungen psychischer Erkrankungen können daher nicht nur allein im Krankenhausbereich bewältigt werden. Es braucht flankierend in den kommenden Jahren auch Anstrengungen des niedergelassenen Bereichs sowie auch anderer Bereiche“, so die Gesundheits-Landesrätin.
Studien differenzieren bei der Verschlechterung der psychischen Gesundheit oftmals auch nicht zwischen psychiatrisch zu behandelnden Erkrankungen und Zuständen, die zwar einen psychischen Leidensdruck erzeugen, wo eine psychiatrische Spitalsbehandlung aber überschießend wäre. Gerade zur Bewältigung psychischer Beeinträchtigungen, die während der Pandemie aufgetreten sind, wurde mit „Gesund aus der Krise“ bereits eine österreichweite, niederschwellige psychosoziale Versorgung ins Leben gerufen.
Personalgewinnung: Rechnungshof würdigt Bemühungen der oö. Spitalsträger
Die Bemühungen der oö. Fondskrankenanstalten führten dazu, dass die Personalausstattung im Fachbereich Psychiatrie seit dem Jahr 2019 um sechs Prozent auf derzeit 1.075 Vollzeitäquivalente gesteigert werden konnte. Von Seiten der Spitalsträger wurden in den letzten Jahren zahlreiche, auch finanzielle, Anreize gesetzt, um dem Personalengpass entgegenzuwirken. So werden beispielsweise die Kosten für die Psychotherapieausbildung, die im Rahmen der Facharztausbildung seit 2015 verpflichtend zu absolvieren ist, in unterschiedlichem Ausmaß von den Krankenanstaltenträgern übernommen und es gibt für die Fachärztinnen und -ärzte, Ärztinnen und Ärzte in Ausbildung und Allgemeinmedizinerinnen und -mediziner in der Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychiatrie eine Dienstvergütung (sog. „Psychiatrietausender“). Auch versucht man seitens der Spitäler, die Teilzeitquote, die aktuell bei den Ärztinnen und Ärzten in den psychiatrischen Fächern bei 59 Prozent liegt, zu senken, um so dem Personalengpass entgegenzuwirken. Trotzdem waren zum Stichtag 1.10.2024 in den oö. Fondskrankenanstalten im Bereich der Psychiatrie Fachärzt/innen-Planstellen im Ausmaß von 31,3 Vollzeitäquivalenten unbesetzt.
An der medizinischen Fakultät der Johannes Kepler Universität ist bereits seit dem Start des Masterstudiums Humanmedizin im Studienjahr 2017/18 die Kinder- und Jugendpsychiatrie als Bestandteil des Pflichtmoduls verankert und bis heute Teil der Pflichtlehre. Die Medizinische Fakultät beabsichtigt, das Themenspektrum der Wahlfächer für die Studierenden schrittweise auszubauen.
Die Träger der oö. Fondskrankenanstalten binden bereits jetzt nicht-ärztliche Berufsgruppen in die Versorgung psychisch kranker Personen ein. Zusätzlich finanziert der Oö. Gesundheitsfonds bzw. das Land Oberösterreich, zum Teil gemeinsam mit der Sozialversicherung, zahlreiche Angebote zur Stärkung der psychischen Resilienz, dabei werden auch weitere spezialisierte Berufsgruppen eingebunden.
Haberlander: „Die Gesundheit der Menschen hat für mich oberste Priorität“
„Die Gesundheit der Menschen hat für mich oberste Priorität und unsere Mitarbeiterinnnen und Mitarbeiter in den Spitälern leisten hervorragende Arbeit. In den vergangenen Jahren wurde kontinuierlich das Personal aufgestockt, im niedergelassenen Bereich ist eine Aufstockung der Planstellen durch die Österreichische Gesundheitskasse nicht im erforderlichen Ausmaß passiert. Das betrifft vor allem auch die psychiatrische Versorgung, denn unsere Spitäler können nicht das Auffangbecken für eine Versorgungslücke im niedergelassenen Bereich sein. Erfreulich ist jedoch, dass im Zuge der ‚Initiative +100 Bundesstellen‘ vier Vertragsarztstellen im Bereich Psychiatrie nach Oberösterreich geholt werden konnten“, sagt Gesundheits-Landesrätin LH-Stellvertreterin Mag.a Christine Haberlander und sieht die Österreichische Gesundheitskasse gefordert, den Ausbau der Facharztstellen voranzutreiben, denn: „Unser Ziel muss es sein, gemeinsam die Versorgung in unserem Land zu stärken.“
Gemeinsam an einem Strang für eine gute Versorgung: Oberösterreich bekam vier Vertragsarztstellen im Bereich Psychiatrie zugesprochen
Das Land Oberösterreich und die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) haben gemeinsam unter Einbindung der Systempartner im Gesundheitswesen die Gesundheitsziele für Oberösterreich 2021-2032 entwickelt, u.a. auch das Ziel „Psychosoziale Gesundheit in allen Bevölkerungsgruppen in Oberösterreich fördern“. Auch im Landes-Zielsteuerungsübereinkommen 2024–2028 im Rahmen der Zielsteuerung Gesundheit (Land OÖ, ÖGK, BVAEB, SVS) bekennt man sich gemeinsam zum Ziel der Stärkung der ambulanten Versorgung bei gleichzeitiger Entlastung des akutstationären Bereichs und Optimierung des Ressourceneinsatzes. Eine wesentliche Maßnahme dabei ist, dass im Rahmen der „Initiative +100 Bundesstellen“ Oberösterreich vier Vertragsarztstellen im Bereich Psychiatrie zugesprochen wurden.
Die Abteilung Gesundheit des Landes hat insbesondere für die psychiatrische Versorgung von Kindern und Jugendlichen in Abstimmung mit Gesundheitspartnerinnen und -partnern bereits eine Reihe von zusätzlichen Maßnahmen gesetzt, z. B. die Umsetzung integrierter Versorgungsangebote. Der Landesrechnungshof (LRH) anerkennt dieses Bemühen, um eine Verbesserung der psychiatrischen Versorgung und sieht die getroffenen Maßnahmen positiv.
„Um diese Bemühungen in Oberösterreich auch in Zukunft zu verstärken, werden heuer und für die nächsten vier Jahre ‚Jugendgesundheitskonferenzen‘ geplant, bei denen der Schwerpunkt auf der Förderung der psychischen Gesundheit liegt“, sagt Haberlander und bedankt sich dabei bei allen Partnern im Gesundheitswesen sowie den anderen Ressorts im Land Oberösterreich, die mit ihren zahlreichen Programmen und Initiativen dazu beitragen, die Prävention zu stärken und die Versorgung zu verbessern.
Fotos: Land OÖ, Verwendung mit Quellenangabe